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Protestantische Kirche im Ortsteil Enkenbach
Protestantische Kirche im Ortsteil Enkenbach
Aus: "Kirchen des Landkreises Kaiserslautern - 2. Band: 18. und 19. Jahrhundert, Otterberg 1994" von Karlheinz Schauder
Das Gebiet der heutigen Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn wurde früher "ufm Craiß" genannt. Wann und wie die Reformation "auf dem Kreis" eingeführt wurde, ist nicht bekannt. In einem Bericht aus dem Jahr 1564, der im Generallandesarchiv in Karlsruhe aufbewahrt wird, erwähnt man den damaligen Pfarrer von Alsenborn unter den "nichtswerten verdechtigen Kirchen- und Schuldienern", mithin ein erster Hinweis auf das Vorhandensein der neuen Lehre. 1596 ist in Enkenbach eine reformierte Pfarrei belegt, die allerdings im Dreißigjährigen Krieg unterging. Unter den vier Familien, die der Krieg im Dorf übrigließ, waren auch evangelische, die fortan von Alsenborn aus versorgt wurden. In den Reunionskriegen wurde die Pfarrei Alsenborn rekatholisiert. Bei der Kirchenteilung im Jahr 1707 fiel die alte Klosterkirche in Enkenbach den Reformierten zu, die sie aber alsbald an die Katholiken abtraten.
Die lutherische Bevölkerung von Enkenbach war um 1700 nach Kaiserslautern gepfarrt. 1707 lebten in Enkenbach 76 Reformierte und 20 Lutheraner, 1729 waren es 100 und 33, 1750 gehörten zur Filiale schon 110 Lutheraner. Die Gottesdienste der lutherischen Gemeinde fanden zunächst in Privathäusern und später in der kurpfälzischen Zehntenscheune statt. Nachdem um die Mitte des 18. Jahrhunderts das Gebiet "auf dem Kreis" wieder dichter besiedelt war, konnte am 08. Mai 1753 der Grundstein zu einer lutherischen Kirche in Enkenbach gelegt werden, die drei Jahre später fertiggestellt wurde. Der Kaiserslauterer Pfarrer Mistelbach, der für Enkenbach zuständig war und dort einmal im Monat Gottesdienst hielt, berichtet über die feierliche Einweihung des Gotteshauses am 25. Juli 1756:
"Die gantze Gemeine wie auch eine grose Menge frembder Leute versammleten sich ohnweit der Kirchen bey einer Linde woselbst angestimmt wurde: Allein Gott in der Höh sei Ehr, nach den 2 ersten Versen gienge man gantz gemach nach der Kirchen zu; in der Kirchen wurde gesungen: Kom Heilg Geist erfüll etc., nachdem: Nun freut euch lieben Christengemein etc. Hierauf habe das Evangelium dom. 6 p. Trint. verlesen vor dem Altar u. nach dem Gesang: Herr Jesu Christ dich zu etc. die Predig über die letzten Worte des 63sten V. des 8ten Cap. aus 1. Reg.: Also weyheten sie das Hauß des Herrn ein, der König u. alle Kinder Israel. Nach geendigter Pred. wurde gesungen: Nun lob mein Seel etc. Hierauf hielte der hl. Pfarr Reichardt von Hochspyer vor dem Altar eine kleine Sermon und sprach den Seegen. Der Beschluss dieses actus wurde gemacht mit Absingung des Liedes: Nun danket alle Gott etc. Worauf die Gemeinsglieder ein u. andere gute Freunde mit sich nahmen und nach Vermögen bewirtheten und gieng alles in Gottesfurcht und Frieden zu."
Da die Enkenbacher auch einen eigenen Pfarrer haben wollten, richteten sie am 06. November 1761 ein entsprechendes Gesuch an das Hohe Consistorium in Heidelberg: "Wir Vorstehere und Gemeindtsglieder der Evangelisch Luterischen Gemeinde allhier zu Enkenbach erkennen diejenige Merkmahle der Besonderen gewogenheit und Gnade, die uns Ein Hochlöbliches Consistorium dadurch zu erkennen gegeben, dass dasselbe gnädigst geruhen wollen, uns die Erlaubniß zu ertheilen, ein eigenen Geistlichen halten zu dürfen, mit dem Unterthänigsten Dank. Wir haben das gesicherte Vertrauen, Ein hochlöbliches Consistorium werde hierin dießmahlen unsere flehentlich Bitte erfüllen, in Erwartung dieser gnädigen Willfahrung erstreben wir Eines Hochlöbliche Consistorii unterhänigste Vorstehere und GemeinsGlieder der Evangelisch Lutherischen Gemeinde dahier." Die flehentliche Bitte und das sichere Vertrauen der Enkenbacher wurden leider enttäuscht. Als sie in der Folge versuchten, ihrem Streben nach Selbständigkeit noch mehr Nachdruck zu verleihen, antwortete die kirchliche Behörde unter dem 9. Februar 1764 aus Heidelberg: "An die Vorsteher zu Enkenbach. Nachdem die beschwerende Anzeug geschehen, daß die Gemeindsglieder zu Enkenbach allerley Neuerungen zu veranlaßen suchten; So werden dießelben hiermit ermahnet, sich zu der Mutterkirch zu halten, weilen die Separation kein statt hat."
Der eigentliche Grund für den ablehnenden Bescheid lag wohl darin, dass die Enkenbacher Lutheraner gar nicht in der Lage gewesen wären, ein eigenes Pfarramt zu finanzieren. Ein Haushaltsplan aus jener Zeit zeigt die geringen Möglichkeiten der Filiale. Die Summe der Einnahmen aus dem Klingelbeutel betrug 25 Gulden, wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Zentner Korn 2 bis 4 Gulden kostete. Mit dem Opfergeld der Lutheraner konnten also allenfalls zehn Zentner Korn gekauft, aber kein eigener Pfarrer unterhalten werden. Die Reformierten, die schon längere Zeit nach Alsenborn gepfarrt waren, hatten in all diesen Jahren eine bessere Versorgung. Die lutherische Gemeinde Enkenbach gehörte noch bis 1805 zur Pfarrei Kaiserslautern und danach zur Pfarrei Sembach. Schließlich beendete die Union von 1818, bei der sich die beiden Konfessionen zusammenschlossen, auch in Enkenbach den unglücklichen Zustand, dass in einem Dorf zwei evangelische Gemeinden nebeneinander bestanden.
Schon bald musste die Kirche der ehemals lutherischen Gemeinde Enkenbach wegen Baufälligkeit abgerissen werden. An ihrer Stelle wurde in den Jahren 1832/33 eine neue Kirche als schlichter Saalbau errichtet. Die Grundsteinlegung war am 1. April 1832. Das Türmchen des alten Gotteshauses ließ man zunächst noch stehen. 1863 riss man es gleichfalls ab und ersetzte es durch einen "leider nur zu dünnleibigen Turm mit einer etwas unproportionierten Spitze", wie es in der Pfarrbeschreibung Alsenborn heißt. Der dreigeschoßige und 33 Meter hohe Turm wird durch Friese in der Form von Stichbogen geschmückt. Er befindet sich an der Ostseite des spätklassizistischen bzw. neuromanischen Baus. Das Kirchenschiff ist ein rechteckiger Raum mit drei Fensterachsen. Das Gebäude hat eine Flachdecke über einer Hohlkehle. Die Westfassade zeigt einen Mittelrisalit, der von zwei Blenden in der Form von Rundbogen flankiert wird. Auf dem durchlaufenden Gesims steht in dem Vorsprung und über dem Eingang ein Halbkreisfenster. Darüber verläuft ein zweites Gesims. Im Giebelfeld der Fassade ist ein kreisrundes Fenster angebracht. Die übrigen Fenster sind rundbogig und haben eine Umrahmung aus Hausteinen.
Das Innere der Kirche enthält eine östliche und westliche Empore, die auf runden Säulen ruhen. Die Brüstungen der Emporen sind geschlossen und durch Felder gegliedert. Wie es im Barock üblich war, sind Altar, Kanzel und Orgel in einer Achse übereinander angeordnet. Der Altar aus rotem Sandstein stammt vermutlich noch aus dem alten Kirchlein. Die Holzkanzel in der Mittelachse der Ostempore ist ein polygloner Korpus aus der Erbauungszeit. Die Intarsien an der Brüstung der Kanzel, welche die vier Evangelisten darstellen, wurden wahrscheinlich gleichfalls aus der früheren Kirche übernommen. Die Orgel über der Kanzel und auf der bekannten Werkstatt aus Rhaunen-Sulzbach, erbaut. Es handelt sich um eine dreigeteilte Anlage, deren Mittelturm überhöht ist. Das Instrument mit mechanischer Traktur wird durch eine Laubwerkschnitzerei in spätklassizistischem Stil verziert.
Im Lauf der Jahre schaffte die Gemeinde auch ein schönes Geläut an und nahm außerdem mehrere Veränderungen an dem Bauwerk vor. 1963/64 wurde die Kirche unter der Leitung des Architekten Fritz Waldherr in Dreisen gründlich instandgesetzt. Dabei erneuerte man alle Holzteile, mit Ausnahme des Orgelprospektes. Die Einteilung im Innern wurde gleichfalls nicht verändert. Die selten anzutreffende Anordnung von Orgel, Kanzel und Altar behielt man bei. Im Zuge der Reparaturen wurde 1964 die Orgel durch den Orgelbaumeister Paul Zimnol in Kaiserslautern restauriert und erweitert. Dabei war man bemüht, an dem wertvollen Instrument möglichst wenig zu verändern. Die Kirche hat eine Flächengröße von 208 Quadratmetern und verfügt über 310 Sitzplätze: 200 im Schiff, 70 auf der ersten Empore und 40 auf der Orgelempore.
Bis 1951 gehörte die protestantische Kirchengemeinde Enkenbach zum Pfarramt Alsenborn. Am 01. Dezember des genannten Jahres wurde ein Vikariat Alsenborn mit Sitz in Enkenbach eingerichtet. Dieses wurde am 01. Mai 1956 in das selbständige Vikariat Enkenbach umgewandelt, das die Orte Enkenbach und Mehlingen umfasste. Das Bestreben der Gemeindeglieder war nun darauf gerichtet, das Vikariat in eine Pfarrei umgewandelt zu sehen, zumal die Vikare häufig wechselten. 1960 ging der Wunsch der Enkenbacher, den ihre Vorväter schon in dem zitierten Antrag aus dem Jahr 1761 geäußert hatten, in Erfüllung. Auf Beschluss der Protestantischen Kirchenregierung der Pfalz ist Enkenbach ab 01. Januar 1960 eine Pfarrei mit Enkenbach als Mutter- und Mehlingen als Tochtergemeinde.
Es bleibt anzumerken, dass zwischen der protestantischen und der katholischen Kirchengemeinde ein gutes Einvernehmen besteht. Die Glocken beider Kirchen läuten bei jedem Sterbefall gemeinsam. Von beiden Konfessionen wird auch der Peters- oder Viehfeiertag am 22. Februar begangen, der an eine Viehseuche im Jahr 1776 erinnert.